(auch: Gelenkwelle, Gleichlaufwelle, homokinetisches Gelenk, Gleichlaufgelenk)

Allgemein

Die Antriebswellen im T4 Syncro übertragen das Drehmoment vom Getriebe an die Vorderräder bzw. vom Hinterachsgetriebe an die Hinterräder. Dabei werden gefederte mit ungefederten Massen verbunden, es muss also den Bewegungen der Räder gefolgt werden. Zu diesem Zweck besitzen die Welle an beiden Enden Gelenke, welche über entsprechende Verzahnungen formschlüssig mit dem Wellenstab verbunden sind. Beim Einfedern ändert sich nicht nur der Knickwinkel in den Gelenken, weiterhin verringert sich der Abstand zwischen Rad und Getriebe, sodass die Welle gestaucht wird und ein Längenausgleich notwendig ist. An der Vorderachse muss das radseitige Gelenk zusätzlich das Drehmoment um den Lenkwinkel bei Kurvenfahrten übertragen können.

Im T4 sind, wie bei PKWs üblich, die Gelenkwellen wartungsfrei ausgeführt. Die Gelenke werden mit einer Fettfüllung versehen und durch die Achsmanschetten nach Außen vor Witterungseinflüssen geschützt. Solange die Manschetten keine Beschädigung aufweisen, sind in der Regel auch keine Wartungsarbeiten notwendig. Es ist jedoch ratsam, den Faltenbalg regelmäßig auf Risse oder Löcher, durch die Wasser und Dreck in das Gelenk gelangen kann, zu prüfen. Die Antriebswellengelenke im T4 sind eigentlich sehr langlebig. Kommt jedoch Wasser in den Faltenbalg, wird es mit dem Fett durch die ständige Bewegung der Teile zu einer Emulsion vermengt, die ihre Schmierfähigkeit verliert und zusammen mit eingedrungenem Dreck zum vorschnellen Verschleiß der Gelenke führt.

Vordere Gelenkwellen

Die vorderen Antriebswellen haben trotz des asymmetrisch aufgebauten Getriebes links und rechts jeweils die gleiche Länge. Grund dafür ist, dass unterschiedlich lange Antriebswellen einen Einfluss auf die Lenkung ausüben, wenn stark beschleunigt wird. Um trotz des weit links liegenden Vorderachsdifferentials beide Antriebswellen in gleicher Länger ausführen zu können, wurde die rechte Flanschwelle entsprechend verlängert und abgestützt. Bei den Syncro Modellen erfolgt das durch das Winkelgetriebe, dessen Hauptwelle hohl ist und durch welche die Flanschwelle in Richtung rechtes Vorderrad verlängert wird.

Unabhängig vom Baujahr wurden an der Vorderachse radseitig immer Festgelenke verbaut, die einen großen Knickwinkel realisieren können und keine axiale Verschiebung ermöglichen. Getriebeseitig kamen immer 108 mm Gleichlaufgelenke zum Einsatz, welche Knickwinkel und Längenänderung beim Einfedern ausgleichen. Lediglich bei den 111 kW TDI und V6 Motoren wurden innen noch größere Gelenke verbaut. Diese haben einen Durchmesser von 120 mm.

Die vorderen Antriebswellen wurden im Jahr 1996 verändert. Hierbei hat sich nicht nur die Verzahnung auf beiden Seiten geändert, sondern auch die Länge des Wellenstabs, welcher um ca. 11 mm verlängert wurde. Dies ist den eingeführten Fahrwerksänderungen geschuldet: Vorder- und Hinterachse wurden im Rahmen der großen Produktaufwertung jeweils um 22 mm verbreitert.

Einbauposition
vorne
verbautVerzahnung
radseitig
Verzahnung
getriebeseitig
TeilenummerLänge Wellenstab
links + rechtsbis 12/953333471 mm
links + rechtsab 01/962728482 mm
links + rechts
(nur 111 kW TDI und V6)
ab 01/96
2723482 mm
Übersicht vordere Antriebswellen im T4

Die vorderen Gelenkwellen können zur Reparatur sehr einfach zerlegt werden. Nach dem Entfernen der Achsmanschetten kann der Wellensicherungsring am getriebeseitigen Gelenk entfernt und das Gelenk von der Welle gepresst werden. Radseitig wird das Gelenk gerade ausgerichtet und die Zentralschraube bis Anschlag eingedreht. Nach dem Erreichen eines Widerstands wird das Anzugsmoment erhöht und die Schraube weiter eingedreht. Dabei wird ein schwach dimensionierter Sprengring überfahren und teilweise von der Verzahnung abgeschert. Das Gelenk kann dann abgezogen werden.

Hintere Gelenkwellen

An der Hinterachse sind die Antriebswellen aufgrund des asymmetrischen Aufbaus des Differentials in zwei unterschiedlichen Längen ausgeführt. Auf die Verlängerung einer Flanschwelle, um symmetrische Antriebswellen zu verbauen, wurde verzichtet, da es sich nicht um eine gelenkte Achse handelt. Die hinteren Antriebswellen, welche vor der großen Produktaufwertung verbaut wurden, nutzen die gleichen Innen- und Außengelenke, wie die vorderen Wellen. D.h. radseitig ist immer ein Festgelenk verbaut und getriebeseitig ein Gleichlaufgelenk mit Längenausgleich. Die Verzahnungen auf den Wellen entsprechen somit den der vorderen, lediglich die Länge des Wellenstabs unterscheidet sich.

Vor GP Antriebswellen ohne Gelenke, oben: vordere Welle links und rechts, unten: kurze rechte und lange linke Welle

Ab 01/96 wurden neu entwickelte Antriebswellen an der Hinterachse eingeführt. Radseitig wurde nun ein Verschiebegelenk eingeführt, welches wie das Innere, eine Längenänderung der Gelenkwelle beim Ein- und Ausfedern kompensieren kann.

Vergleich der radseitigen Gelenke: links Festgelenk und rechts Verschiebegelenk

Das Gleichlaufgelenk an der Getriebeseite wurde von 108 mm auf 100 mm verkleinert und die Verzahnung wurde von 33 auf 25 Zähne geändert. Weiterhin wurden die Gummimanschetten gegen Thermoplast-Manschetten ersetzt.

Einbauposition
hinten
verbautVerzahnung
radseitig
Verzahnung
getriebeseitig
VW-TeilenummerLänge Wellenstab
rechtsbis 12/953333701501202A
701501202C
439 mm
linksbis 12/953333701501201A
701501201C
579 mm
rechtsab 01/962525701501202E454 mm
linksab 01/962525701501201E581 mm
links (TDI)ab 01/9625257D0501201A
561 mm

Ab 03/98 gab es die linke (lange) Gelenkwelle in zwei unterschiedlichen Längen. Der Grund dafür war die Einführung der Hinterachsgetriebe der Reihe 02G für die drehmomentstarken TDI Motoren. In diesen Achsantrieben wurden größer dimensionierte Triebsätze verbaut, welche es notwendig machten, das Differentialgehäuse um 20 mm nach links zu verbreitern. Der geringere Abstand zum Rad wurde dann mit einer entsprechend kürzeren Antriebswelle ausgeglichen.

Unterschiedlich lange Wellen (neue Version): links Benziner/Saugdiesel mit ABS, mitte TDI ohne ABS und rechts TDI mit ABS

Die Radnaben (701501647 bzw. 701501647A) wurden über die Baujahre im Hinblick auf ihre Innenverzahnung nicht verändert und sind jeweils vorne und hinten gleich. Dementsprechend ist auch die Außenverzahnung der radseitigen Gelenke unabhängig von Baujahr/Einbauposition gleich und misst 38 Zähne.

Die Ersatzteillage ist für die neue Version der hinteren Antriebswellen deutlich angespannter, als für die alte Version mit Festgelenken auf der Radseite. Für die Außengelenke mit Längenausgleich ist seitens VW leider kein Ersatzteil vorgesehen, es ist lediglich die Halbwelle mit vormontiertem Gelenk erhältlich, welche jedoch heute zum Teil bereits entfallen ist. Grund dafür dürfte die verpresste Blechkappe auf dem Gelenk sein, welche sich nicht zerstörungsfrei demontieren lässt und mit der Achsmanschette eine Einheit bildet. Die Außengelenke der neuen Version lassen sich nicht durch das Eindrehen der Zentralschraube demontieren, da diese mit einem Seegering gesichert sind.

Zum Demontieren muss die verpresste Blechkappe vom Gelenk geschlagen werden, was zerstörungsfrei nicht möglich ist. Anschließend kann das Gelenk geknickt und die Kugeln entnommen werden. Für eine Reparatur des Gleichlaufgelenkes sind leider keine Ersatzteile verfügbar. Der Faltenbalg kann beispielsweise mit einem Universal-Silikonfaltenbalg ersetzt werden, welcher direkt auf dem Außenumfang des Gelenks montiert wird. Es ist jedoch zu beachten, dass das Gelenk durch das Fehlen der Blechkappe nun leicht zu weit geknickt werden kann und die Kugeln herausfallen. Beim montieren der Welle am Fahrzeug ist darauf zu achten, das Außengelenk nicht zu weit zu knicken. Im montierten Zustand und während des Betriebs stellt das Fehlen des Deckels jedoch kein Problem dar.

Für das getriebeseitige Gelenk ist laut VW Teilekatalog die Ersatzteilnummer 7M0598103 als Reparatursatz vorgesehen, jedoch inzwischen ebenfalls entfallen. Ein passendes Gleichlaufgelenk vom Qualitätshersteller GKN ist im allradbus-Shop erhältlich. Außendurchmesser und Innenverzahnung sind identisch, jedoch erfolgt die Abdichtung zur Flanschwelle nicht über eine aufgeklebte Korkdichtung wie beim T4 Syncro. Es ist jedoch zwingend erforderlich das Gleichlaufgelenk zum Flansch abzudichten, um das Eindringen von Dreck und Wasser zu verhindern. Das Abdichten kann z.B. mittels Flächendichtung auf den vorab gereinigten Auflageflächen erfolgen. Ein passender Faltenbalg für das Innengelenk ist in unserem Shop erhältlich.